Ruut Veenhoven
In Döring, D. & Kroker, E.J.M. (Hrsg.) ,Vom Glück’, Köningssteiner Forum Societäts-
Verlag, 60327 Frankfurt am Main, 2012,
ISBN 978-3-942921-57-2 seite 101-146
Kurzfassung
Die utilitaristische Philosophie ist der Ansicht, das Ziel staatlicher Politik solle in größerem
Glück für eine größere Zahl von Menschen bestehen. Dieser moralische Grundsatz stößt auf
zahlreiche Einwände. Aus pragmatischer Sicht gilt er als nicht praktikabel, aus ideologischer als
nicht erstrebenswert. So spielt dieses Prinzip in der Politik denn auch nur eine marginale Rolle.
In diesem Aufsatz betrachte ich diese philosophischen Bedenken im Licht neuerer empirischer
Forschungen zur Zufriedenheit mit dem eigenen Leben. Die Daten zeigen zunächst einmal, dass
dieses Prinzip durchaus praktikabel ist. Unter den heutigen Bedingungen ist es sehr wohl
möglich, das Glück einer großen Zahl zu sichern und es sogar zu vergrößern. Die Daten zeigen
auch, dass die Förderung des Glücks sehr gut mit anderen Idealen vereinbar ist. Glück erfordert
Bedingungen, denen wir auch sonst Wert beimessen, zum Beispiel Freiheit, und es fördert Dinge,
die uns wichtig sind, zum Beispiel Gesundheit und zivilisiertes Verhalten. In der Theorie kann
Glück zwar mit diesen Werten in Konflikt geraten, doch in der Praxis scheint es gut zu ihnen zu
passen.